EGT Gespanntreffen 2022, Guzzisti Montfort

EGT Gespanntreffen 2022

Mit der grünen Mamba nach Weismampach

 

von Horst & Ulli Lampelmayer

Sommer 2022 und auf unserer To-do-Liste dieses Jahr steht ganz oben das EGT Gespanntreffen. Schnell wird es August, und ich plane unsere Fahrt nach Weiswampach in Luxemburg. Ganz klar für uns ist, dass wir nicht einfach so dahin und zurück fahren. Dazu ist uns jeder Kilometer auf der Strecke zu viel wert. Dieses Treffen ist ein Muss für jeden Sidecar-Fan und schon seit Jahren auf unserer Agenda ganz oben. Jetzt  ist es soweit! 

Wir starten bei schönstem Spätsommer-Wetter, natürlich mit Zimmer, Küche und Kabinett, am 21. August in Dornbirn und preschen über den Losenpass durch den vorderen Bregenzerwald nach Oberstaufen bis Kempten. Die Maschine läuft perfekt. Wurde sie doch im Winter von Markus Fend überholt. Nach 150.000 km vier neue Ventile ist auch nicht zu früh. So macht das Fahren, Schalten, Gas geben und ein bisschen Bremsen halt Spaß. Im Gegensatz zur ersten Tour ins Südtirol haben wir nun einiges Gepäck mehr geladen. Aber für mich ist das nicht neu und so macht auch diese Fuhre viel Vergnügen. 

 

Besonders schön finden wir die mäandernde Günz durch Wiesen und Äcker, die bis zum Bach grenzen, von Kempten der östlichen Günz entlang bis Markt Rettenbach. Weiter führt uns die Strecke über Pfaffenhausen,Tannhäuser, die Landesgrenze von Bayern / Rheinland-Pfalz entlang bis Wertingen. Hier ist es nicht mehr weit bis Hochstätt a.d. Donau auf den Campingplatz. 

 

Wir bekommen einen guten Zeltplatz auf Gras unter einer Tanne. Abgerödelt ist schnell. Zelt aufbauen ist für uns ein Klacks. Ulli richtet für die Nacht das Lager und ich widme mich derweil der Küche. Gaskocher raus und eine fertige Gemüse Suppe aufstellen geht im Nu. Ein kleiner Alu Camp Tisch und zwei Dreibein Hocker aufgestellt und schon sitzen wir vor dem Zelt bei Suppe, Speck und Brot. Zapfen eine Flasche Roten und plaudern über die vergangenen Kilometer. Nach dem Abbrennen meiner Gutenacht Pfeife verkriechen wir uns ins Zelt und lauschen dem letzten Gewisper hoch oben in den Zweigen über uns.

Ausgeschlafen sitzen wir bei heißem Kaffee und frischen Brötchen beim Frühstück und besprechen die heutige Tour. Selbstverständlich hat darin keine Autobahn Platz. Wir suchen Nebenstraßen. Was für andere Umwege bedeuten, sind für uns Highlights. Heute fahren wir Richtung Bieringen im Schöntal, in die Schwäbisch-Fränkischen Waldberge. Wir nehmen jede Kurve mit Genuss durch eine wunderschöne Waldgegend über Gaildorf bis Pfedelbach, hinauf nach Schöntal, der deutschen Limesstraße entlang bis Walldürn. Hier finden wir nach 220 km auf der Nibelungenstraße den Camping im Fischbachtal bei Bad König, Camping Idyll im Odenwald. Bei Flammkuchen und Bier verbringen wir den Abend am See, der leider zum Baden gesperrt ist wegen der überhand nehmenden Blaualgen. So stimmen wir uns eben mit einem weiteren Bierchen auf das Wochenende in Weiswampach ein. Es gesellen sich noch zwei Solo-Motorradfahrer zu uns, die von diesem Treffen auch schon gehört haben und ihre Lauscher nun aufstellen, als sie hören, wie viele Dreiräder dort erwartet werden. Das wär's doch! Na, wir werden es ja sehen. 

 
Heute bleiben wir auf einer etwas schnelleren Straße, auf der Nibelungenstraße und queren auf dieser den Geo-Naturpark Bergstraße im Odenwald oberhalb von Worms bis Rockenhausen im Nordpfälzer Bergland. Es ist schön hier, eigentlich sollten wir bleiben. Aber der Zug zum Treffen ist größer. Und so starten wir nach einem kurzen  Stopp wieder durch und ziehen über Lauterecken ins Saar-Nahe-Bergland bis Fischbach an der Nahe und nun hinunter nach Hahn an der Mosel. 265 km waren es heute durch Rheinland-Pfalz. Am Campingplatz Moselland in Pünderich finden wir direkt am Ufer, des wegen der Blaualgen grün-blauen Mosel Laufs einen schönen Platz unter den Nussbäumen. Hier richten wir uns für zwei Tage ein tolles Camp ein. Dieses für uns einzigartige Panorama der Mittelmosel mit den extrem steilen Weinberghängen und den obenauf verfallenen Burgruinen zieht uns in den Bann. Nach dem Einrichten steigen wir nochmals auf unsere Grüne Mamba und fahren die Mosel entlang. Wir entdecken auch bald eine feine Taverne am Ufer.  Hier steigen wir ab und spannen bei der untergehenden Sonne mit einem feinen Glas Moselwein und ich mit einer ruhig rauchenden Pfeife so richtig ab. 

EGT Gespanntreffen 2022, Guzzisti Montfort

 Am Pausentag möchten wir ohne Gepäck eine kleine Runde drehen. Der Mosel entlang bis Zell und dann hinein ins Land nach Würrich auf die schnelle Hunsrückhöhenstraße. Aber bald zwingen uns Baustellen und Umleitungen auf einen riesigen Umweg bis zur Halsterhöhe. Erst ab hier kommen wir wieder hinunter nach Traben-Trarbach an die Mosel, und dieser entlang zurück.

 

Heute ist unser letzter Anfahrtstag! Etwas weniger als 200 km haben wir im Plan. Auf der gegenüberliegenden Seite der Mosel fahren wir nach Cochem und weiter durch den Naturpark Vulkaneifel bis Nürburg. Die Straße ist flott zu befahren und so kommen wir zügig voran. So entschließen wir uns noch in Richtung Norden bis Kall in die Nordeifel zu fahren. Hier machen wir halt und finden, obschon es empfindlich kühl ist, in einem gemütlichen Cafe-Garten eine Spezialität der Region, Kaffee mit Prummetaat! (Pflaumenkuchen) Gestärkt fahren wir nun in Richtung Süden, dem Zitterwald entlang der Belgischen Grenze, nach Sankt Vith. Der Zitterwald gehört zum Naturpark Hohes Venn-Eifel. Diese Landschaft wollen wir uns anschauen und es ist schön hier. Eine tolle Wandergegend, auf die wir zurückkommen möchten. Über die N62 geht es nach Luxemburg bis Weiswampach zum Camping am See. 

Zu finden ist das Camp leicht. Bei der Anfahrt und in Weiswampach wimmelt es von Dreirädern. So stehen wir auf einem Parkplatz und schauen dem munteren Treiben zu. Es bleibt ein Gespann stehen, der Pilot grüßt uns und lädt uns zu einer gemeinsamen Ausfahrt morgen Nachmittag ein. Ich sage noch nicht zu, weil ich mir erst das Camp anschauen will. OK, dann bis morgen. Und so fahren wir hinunter zum Camping. Beim Einlass bekommen wir unsere Banderole ums Handgelenk, erhalten zwei Flaschen Wasser und werden registriert. Nun fahren wir einen großen Teil vom Camp ab und suchen uns einen Zeltplatz. Es ist Freitagnachmittag und schon recht viel los. Mühelos finden wir auch einen schönen Platz. Abrödeln, Zelt aufstellen, Platz einrichten und schon geht's los zum ersten Small Talk-Spaziergang.

 

Mit der Fotokiste ausgerüstet streifen wir durch das riesige Lager um den See. Es ist wohl ganz Europa vertreten. Die Stimmung ist herrlich und es riecht manchmal schon nach Lagerfeuer und Gebratenem. Da steht ein riesiges Zelt. Gleich vorne der Infostand von MG. Es gibt viel zu schauen, Reisebücher, Souvenirs und die wichtigen Lose! gibt es auch zu kaufen. Morgen Abend findet ja die große Verlosung statt. So werden neben den vielen prämierten Aufgaben wie weiteste Anreise, ältester und jüngster Kradfahrer und viele weitere geehrt und dann der Hauptpreis, ein von Stern gesponsertes RX-Boot, verlost.

 

Till ein MG Reporter, erkennt uns bald und begrüßt uns. Hier im Zelt treffen sich alle, da es auch Essen und Trinken gibt. Für uns gibt es Bratwurst und Bier, so kann der Abend beginnen. Schnell sitzen wir in einer Runde Gleichgesinnter am Biertisch und reden übers Schrauben und Benzindämpfe. Auch Ulli mischt kräftig mit und manch ein noch so alter Freak staunt über ihr Wissen übers Navigieren und das uns so beliebte Campen unter freiem Himmel. Am liebsten erzählen wir beide natürlich Anekdötchen von unseren Reisen mit unseren "Grünen Mamba" quer durch Europa.  Die nun kurze Nacht verläuft erstaunlich ruhig. 

 

Am Morgen werde ich vom Kaffeeduft unseres Nachbarn geweckt, der schon früh mit heißer Bohnensuppe vor seinem Zelt sitzt und den schönen Tag begrüßt. Unser Kaffee ist auch bald heiß und so freuen wir uns auf den anbrechenden Tag, der sicher viel Interessantes hervorbringen wird. Ich glaube, alle größeren Wagenbauer sind vertreten. Sie stellen neue und alte Geräte zur Schau. Wer Interesse zeigt, wird auch informiert und darf die eine oder andere  Maschine mit Boot auch am Platz Probefahren. So sind selbstverständlich auch einige Hobbybastler hier, die ihre Schrauberarbeiten zeigen und gerne fachsimpeln.

 
Dieser Tag ist sehr kurzweilig und schnell ist es Abend, im Zelt steigt die Stimmung und die Tombola rückt näher. Wir finden noch Platz bei unserem Zeltnachbar am Tisch.  Bernhard, Cheforganisator von diesem Treffen, erklimmt die Bühne und bringt etwas Ruhe in die Menge. Es sind doch ein paar hundert Biker hier und jeder hat seine Lose und nun will er auch seine ausgelöste Nummer hören, es wird stiller. Conferencier Bernhard macht die Sache perfekt und als zum Schluss das Boot von Stern gelost wird, ist die Menge aus dem Häuschen. Ein toller Abend mit vielen Gewinnern und einem Überglücklichen. 

 

Sonntag ist für die Meisten und so auch für uns Abreisetag. Leider haben wir die gemeinsame Ausfahrt verpasst, auf die ich aber nächstes Jahr schauen werde. Toll fanden wir auch, dass keine Nebenveranstaltungen wie Livemusik stattgefunden haben. So kam das Gespräch nie zu kurz. 

 

Auch wir packen am Vormittag zusammen und verlassen wohlgelaunt das perfekt organisierte EGT Gespanntreffen 2022, zu dem sage und schreibe gezählte 907 Gespanne angereist waren. Wir kommen wieder, ist wohl der Tenor der meisten, denn dieses Treffen ist einmalig.

Erst cruisen wir auf wenig befahrenen Straßen durch Luxemburg nach Hupperdange, über Clervaux auf der Route Verte Ardennes-Eifel entlang des zauberhaften Maastales, durch malerische Hügellandschaften, Wiesen und Täler bis Wilwerwitz. Weiter preschen wir in  flotter Fahrt nach Junglinster bis Frisange und hier über die Grenze nach Frankreich. Bei Thionville erreichen wir die Moselle, der wir nun über den ganzen Tag folgen. Die größten Städte wie Metz und Nancy umfahren wir. Nach 290 km kommen wir in Remiremont an. Hier finden wir für eine Nacht den Camping municipal. 

 

Jetzt verlassen wir die Mosel und fahren über Mure, Baume-les-Bains bis Passavant. Und ab jetzt auf noch kleineren Straßen über Randeville nach Cour-St.Maurice. Ab hier gehts auf der D39, einer tollen Strecke, die rasant, aber mit Vorsicht zu genießen ist, dem Bach Dessoubre entlang bis Saint Hippolyte an den Doubs. Da überrascht uns ein Unwetter, und so beziehen wir auf dem  Camping-Municipal einen Bungalow.

 

Heute strahlt wieder die Sonne und wir kutschieren noch ein Stück dem Doubs entlang. Bei la Motte passieren wir die Schweizer Grenze und bei Oensingen fahren wir auf die Autobahn. Nach 200 km sind wir in Au an der Österreichischen Grenze und gleich sind wir wieder wohlbehalten in Dornbirn.

 

Die Fahrt über 2000 km und das dreitägige Gespann Treffen war wieder einmal der Hammer. Und ich bin froh, dass meine neue Hüfte alles so gut weggesteckt hat.