Die beiden Dornbirner Guzzisti Horst und Ulli Lampelmayer berichten seit Jahren von ihren spannenden Reisen mit mit der „Grünen Mamba” – einem über 40 Jahre jungen Moto Guzzi T3 850 Gespann – rund ums Mittelmeer. Das Thema ihrer Geschichte in drei Teilen lautet diesmal „coming home” und das heisst: 4.500 Kilometer über die drei großen Inseln Sizilien, Sardinien und Korsika ins herbstliche Piemont.

Über Sizilien, Sardinien und Korsika ins Piemont

 

Inselhüpfen im Mittelmeer

von Horst und Ulli Lampelmayer

Italien zählt zu unseren Lieblingsreisezielen. Ich erzählte schon über Reisen durch Italien, über ein „unbekanntes Italien“ und über Erlebnisse im „Ascheregen“ auf Sizilien. Geschichten, die auch in der Zeitschrift „Motorrad Gespanne” erschienen sind. Aber noch nie erzählte ich über unsere Heimreise, die doch auch etwas Besonderes sein kann...

 

Mit der Fähre von Sizilien nach Sardinien

Es ist schon bald Oktober als wir im Hafen auf die Fähre von Palermo nach Cagliari auf Sardinien warten. Die legt aber erst um 23 Uhr ab. Zwei Stunden vorher müssen wir am Hafengelände sein und das bei strömenden Regen. Palermo weint als wir Sizilien verlassen. Da es eine Nachtfahrt wird haben wir eine Kabine gebucht. So kommen wir trotz recht stürmischer See nach 12 Stunden, pünktlich zu Mittag in Cagliari an. Und auch hier werden wir von einem starken Gewitter empfangen. Es ist aber nicht kalt, so ziehe ich die Regenhaut über und ziehe das Dach am Beiwagen über Ulli hoch und ab geht’s in unser nächstes Abenteuer, Sardinien. 

 
Es gießt wie in Strömen als wir Cagliari auf der Landstraße zum Arcu eTidu Passo verlassen. Der Arcu e Tidu liegt im Sette Fratelli Gebirge, einem Naturschutzgebiet im Süden Sardiniens. Noch vor dem Pass  klart es auf, Ulli schiebt das Dach zurück und lacht nun wieder an der Sonne. Es ist ein enges Tal aber die Straße ist perfekt. So geht es zuerst dem Fiume Longu entlang hinauf zum Passo. Dann donnern wir eine tolle kurvenreiche Straße hinunter und dem Fiume Cannas entlang. Dieser malerische Fluss schlängelt  sich durch ein schönes grünes Tal in dem im Bachbett neben der Straße, hohe wilde Oleanderbäume blühen. Für die 40 km bis zur Ostküste brauchen wir etwa eine Stunde. Kurz nach S. Priamo finden wir den Campingplatz Coccorrocci direkt am Meer. Die Hauptreisezeit ist vorbei und so sind nur mehr wenige Camper am Platz, was uns nur recht ist. So bleiben wir und genießen noch einen Tag in Strandnähe  bevor wir uns ins Innere der Insel aufmachen.

 
Kurz nach Muravera stoßen wir auf den Fiume Flumendosa. Der Flumendosa ist mit 122 km (hinter dem Tirso) der zweitlängste Fluss auf Sardinien. Er entspringt im südöstlichen Gennargentu-Gebirge, das wir noch erkunden wollen, und fließt zwischen Muravera und Villaputzu ins Meer. 

 
Nach etwa 60 km auf einer tollen kurvenreichen Straße durch ein dicht bewachsenes Tal immer in der Nähe des Flusses, sehen wir rechts, tief unter uns den aufgestauten Fiume, den Lago del Flumendosa. Die Vegetation ist recht vielfältig wie in Ufernähe Schilf  mit Binsen und dahinter stehen schon Zitrusfrüchte und Apfelbäume. Wo es nicht kultiviert ist wuchert wieder  mediterrane Macchia. Auf den   umliegenden Hügel stehen  Steineichen und Korkeichen durcheinander.

 
Wir haben genügend Zeit und so fahren wir einen kurzen Abstecher hinunter zum Wasser. Da haben wir auf unserer Karte etwas Besonderes entdeckt und unsere Neugierde lässt uns nicht zaudern.

 
Dem Kurvenspaß folgt ein Abstecher über ein schmales Schottersträßchen zu einer Nuraghe. In Sardinien gibt es ja diese geheimnisvollen Steintürme, die Nuraghen. Diese Festungs- und Wohntürme sind das Wahrzeichen von dieser Insel. Hier unten am Wasser steht noch recht gut erhalten, die Nuraghe Arrubiu. Sie ist vielleicht der größte nuraghische Festungskomplex Sardiniens. Diese Steintürme von denen es einige in Sardinien gibt geben bis heute Rätsel auf. Sie stammen aus der Bronzezeit und zeugen von einer faszinierenden, längst vergangenen Kultur. Nach dem Entrichten eines Obolus stiefeln wir durch diese Steinhaufen, kriechen durch sehr niedrige Eingangslöcher und irren durch dunkle Gänge.

 
Wir bleiben auf der S 128 die ja auch toll zu befahren ist. Ich glaube wir haben auf Sizilien keine Straße befahren die diese Asphaltqualität hatte. Es ist auch wenig Verkehr was wiederum mit der Jahreszeit zu tun hat. Wir können es so richtig genießen. Wenn‘s taugt fahren wir wie junge wilde Haudegen und wenn uns die Landschaft anspricht sind wir die schleichenden Pensionisten und träumen durch die Gegend. 

 
Das gefällt offensichtlich auch unserer Grünen Mamba die manchmal wild donnert und dann wieder schnurrt. Sardinien ist toll zu befahren. Manchmal hoch hinauf über dicht bewaldete Hügel bis oberhalb der Waldgrenze von wo wir immer wieder eine tolle Fernsicht genießen können. Da sammeln wir wieder neue Kräfte, entspannen die Muskeln bevor wir uns wieder über tolle Kurven hinunter in enge Täler stürzen.

 
Nach 140 km sind wir in Sorgono. Hier haben wir eine kleine Unterkunft für zwei Tage gebucht. Cuccumiao, die Eule, ist ein kleines schönes, sehr liebevoll restauriertes Haus in einer Häuserzeile. . Cuccumiao fällt überall auf. An Wänden, auf dem Tisch, im Gang, einfach überall wo es möglich ist hat Paola, Eulen aus Ton, Stoff, Holz oder irgendwelchen Eulen in verschiedensten Farben und Größen aufgestellt. Sie empfängt uns recht herzlich und weist uns einen sicheren Parkplatz beim Haus zu. Am Empfangspult serviert sie uns einen sardischen Mirto Likör und hier informiert sie uns auch gleich über tolle Ausflugziele und landestypische Lokale.

 
Nach einem sehr reichhaltigen sardischen Frühstück in ihrer Gaststube starten wir unsere Maschine und fahren ohne Gepäck in Richtung der Monti del Gennargentu, in das höchste Gebirge und somit das Dach Sardiniens. Wir suchen ein bisschen ursprüngliches Sardinien. Dazu tauchen wir in tiefere Täler ab, erreichen auf tollen Passstraßen den Passo di Caravai auf 1118 mSH bevor es wieder hinunter geht durch Eichen und Kastanienwälder an einen Stausee, Lago Alto Flumendosa. Wir machen einen Abstecher zu einer Nuraghe Su Chai am See. Hier haben wir bei einer kleinen Rast eine tolle Aussicht über den See in die Hügel. Beeindruckend sind die uralten Steineichen die aus den Gemäuern der Nuraghe hervor wachsen. Auch hier sehen wir viele durchlöcherte Ortstafeln wie auf Sizilien. Nur dort, so wissen wir, ist die Mafia zuhause. Aber die gibt es hier nicht. Wahrscheinlich sind es Banditen die ihre Zielübungen beim Nachhause fahren veranstalten. 

 
In Lanusei suchen wir ein Restaurant und finden im La Nuova Verace eine tolle Terrasse mit Aussicht bis zum Meer. Hier bekommen wir eine phantastische Pizza serviert, dazu bestellen wir einen sardischen Rotwein, eine kleine Flasche Cannoau. Jetzt aber langsam, ja noch einen kleinen Cortado Kaffee und Ulli bestellt sich zwei Kugel Eis und weiter geht’s.

 
Zwei, drei, mal queren wir die Gleise der Trenino Verde, der Grüne Zug, eine historische Schmalspurbahn. Diese Bahn werden wir bei unserem nächsten Besuch von Sardinien fahren, es soll ein eigenes Abenteuer sein. Heute genießen wir den schönen Tag und fahren die letzten hundert Kilometer auf ziemlich verlassenen Straßen durch oder am Rand im Gennargantu National Park.

 
Wir sind mitten im wilden Sardinien das wir auch heute wieder genießen. So verlassen wir, wieder nach einem schönen Frühstück, Cuccumiao, und starten in einen schönen Tag. Weiterhin bleiben weiter auf der S 128 und fahren über Fonni nach Nuoro. Dies ist schon eine größere Stadt die wir nach 65 km auf einem Hochplateau erreichen. Es verspricht ein heißer Tag zu werden. So fahren wir nach einem kurzen Stopp und einem schnellen Espresso der meinen Blutdruck etwas zur Wallung bringt  wieder weiter nun in Richtung zur Küste. Über Budduso und Monti kommen wir nach weiteren 120 km in Tempio - Pausania an. Hier suchen wir einen schattigen Garten und bestellen ein Halbgefronenes, eine Granita mit Pistazien und Beeren. Es ist schon späterer Nachmittag als wir an der nordwestlichen Küste Sardiniens bei Vignola Mare einen Campingplatz finden. Der Camping Village Saragosa passt uns. Wir finden einen schattigen Platz in der Nähe eines alten Turmes unter recht  windschiefen Pinien. Inzwischen ist ein Wind aufgekommen. So stellen wir unser Zelt mit besonderer Sorgfalt auf, wir wissen noch nicht wie lange wir hier an der Cala Vall‘ Alta bleiben.

 
Auf alle Fälle ist baden angesagt. Heute genießen wir den fast verlassenen weiten Sandstrand. Das Meer ist hier sehr sauber und noch wunderbar warm. So wandern wir in der Badehose, das ermöglicht uns immer wieder einen Sprung ins Wasser, sehr weit in Richtung Santa Teresa am Sandstrand entlang. Wir genießen die Ruhe und die Wilde Art der Gegend. Die grünen Hügel der typischen bäuerlichen Landschaft Galluras gehen auch hier bis zum Meer herunter, das die Farbe der Landschaft wiederspiegelt, smaragdgrün und blau wie heute der Himmel ist. Es stehen hier keine Hotelkomplexe die wie so oft, die intakte Natur mit ihren jetzt herbstlichen Pflanzen stören. 

 
Heute legen wir noch einen Fahr-Tag entlang der Küste bis Castelsardo ein. Den Rückweg nehmen wir nochmals etwas landeinwärts über Tempio Pausania und weiter zur nördlichsten Stadt Sardiniens, Santa Teresa, in Angriff. Hier sehen wir uns den Hafen an von dem wir morgen nach Korsika übersetzen werden.

Mit der Fähre von Sardinien nach Korsika

Wir sind zeitig unterwegs denn wir möchten eine frühe Fähre erreichen um dann noch einige Kilometer in Korsika zu fahren. Diese Fährverbindung ist im Oktober nicht mehr täglich in Betrieb daher ist vorherige Info sehr wichtig. Wir haben Freitag 05. Oktober ausgewählt an dem die Fähre sicher ausläuft. Um 10 Uhr stehen wir am Hafengelände und um 11 Uhr legt die Fähre ab. Nach einer schönen Fahrt, die wir an Deck verbringen, sehen wir nach einer Stunde von weitem die weißen Kreidefelsklippen vor der Hafeneinfahrt. Bonifacio ist berühmt für die Befestigungsanlage auf ihren hohen Kalksteinklippen, die durch Wind und Wellen stetig verwittert werden Die Hafeneinfahrt selbst ist auch recht spektakulär. Die Häuser der Altstadt scheinen über dem Abgrund zu schweben, darunter hat das Meer tiefe Grotten in die Sandsteinküste gewaschen. Hier halten wir uns nicht lange im Hafengelände auf. In Aullene haben wir einen Platz ausfindig gemacht der bis Mitte Oktober geöffnet hat. Es sind wohl nur 80 Kilometer über Porto Vecchio dahin. Aber unsere Fahrt ist ja etwas ganz Besonderes.

 
Unsere Art mit dem Motorrad zu reisen ist sehr individuell weil wir erstens ein älteres Modell und   zweitens eine Guzzi mit Beiwagen fahren. Drittens, sind auch wir Beide nicht mehr die Jüngsten, was aber nicht so viel heißen soll. Unsere Vorlieben sind die Landschaften, kulturelle Besonderheiten der jeweiligen Regionen und die Menschen die neugierig sind, die uns etwas erzählen möchten. Wie, was? Soweit und das alles auf Achse mit dem Zelt? Wie könnt ihr da kochen? Meist können wir uns auf englisch unterhalten.

 
Dies ist so unser Rahmen um unsere Neugierde von dem vielen Unbekannten zu stillen. Es sind also nicht die schönen, schnellen, kurvenreichen Straßen wie sie besonders Sardinien bietet. Hier in Korsika erwarten wir sehr kurvenreiche spektakuläre Straßen. Enduro und Tourenfahrer lieben wahrscheinlich dasselbe. Ja, und dann lieben wir nach wie vor auch das Campen und die Campingküche.

 
Auf der N198 verlassen wir Bonifacio und preschen diese 30 Km recht schnell auf dieser Küstenstraße bis Porte Vecchio. Wir haben hier keinen Stopp vor, so umfahren wir diese Gemeinde und stechen links auf die Route Forestiere F1. Zunächst über den Col de Taglio Maggiore durch den Foret Barocaggio hinauf zum nächsten Pass auf  991 m den Bocca d’Illarta, dann wieder durch Wälder hinunter und hinauf bis über die Waldgrenze. Es dominieren hier Steineichen, Korkeichen und Laricio-Kiefern. Juchu, was für eine wilde Gegend. Natürlich kommen wir nur „langsam“ voran aber das blubbern unserer Guzzi überschlägt sich an den Felswänden und scheucht damit ab und zu ein paar dunkle Wachteln aus dem trockenen Gras. Immer wieder lassen uns die tollen Ausblicke über die Berge und in die tiefen Abgründe einen Fotostopp einlegen. In Zonza müssen wir etwas schauen bis wir die Abzweigung nach Aullene finden. Eine schmale Straße führt uns hinunter nach Quenza an den S. Pietro und da sind wir schon in der Nähe vom Camping kurz vor Aullene. Kilometer waren es nicht zu viele aber wie schon geahnt brauchen diese Straßen ihre Zeit. Na ja, die haben wir. Bis dato sind die Straßen in einem top Zustand. Am späten Nachmittag schlagen wir am Camping I Palacci, Aire naturelle, camping municipal unter einem riesigen alten Kastanienbaum unser Zelt auf. So wie wir es uns meistens einrichten, bleiben wir auch hier zwei Nächte. 

 
Wir genießen diesen Tag und wandern in die nahe kleine Ortschaft. Esel, Kühe, Schweine und Schafe sind hier frei ohne Zäune unterwegs und genießen die saftige Vegetation, die eher an eine schottische Landschaft erinnert. Wir finden auch eine Bar. Davor steht ein Bauer mit einem Karren auf dem er schöne Pilze anbietet. Das ist doch etwas, genau unser heutiges Essen. So kaufen wir ihm ein gutes Kilo saubere Steinpilze ab. Dazu wird Ulli eine Polenta rühren. Den Wein dazu kaufen wir jetzt gleich an der Bar. Zuallererst bestellen wir jedoch einen Ricard, einen Pastis de Marseille, das ist ein beliebter Anis-Aperitif, hergestellt aus Anis, Fenchel, Lakritz und anderen Kräutern der Provence von Paul Ricard. 

 
Für uns recht früh starten wir nach einem feinen Frühstück vor dem Motorrad wieder auf eine recht kurvenreiche Straße die D69 nach Propriano. Ich habe bei der äußeren Seitentasche eine Vorrichtung angebracht in die ich eine kleine Tischplatte einhängen kann. Mit unseren beiden Dreibeinhockern davor können wir so recht schnell und einfach unseren Frühstückstisch herrichten. 

 
Bei P. d’Acoravo stoßen wir auf einen sehr lauschigen Fluß, den Rizzanese, dem wir am Ufer entlang gute 10 km folgen. Bei Propriano kommen wir an die Küste und hier folgen wir der Küstenstraße auf der Tour de la Calanca. Aber bald fahren wir wieder ins Landesinnere und hier empfängt uns die mediterane Macchia mit ihrer ganz eigenen schönsten Herbstpracht. Mit reifen Früchten und dem Duft der letzten Blüten und den Harzen der immergrünen Pflanzen. Sie verströmen auch im Herbst noch ihren charakteristischen Duft, der durch die ätherischen Öle der Pflanzen entsteht. Auch wenn die Hauptblüte im Frühling liegt, gibt es im Herbst noch eine Vielfalt an Blüten, darunter duftende Sträucher wie Myrte und Rosmarin und die letzten Blüten der Zistrose oder der Alpenveilchen.

 
Am Col de Gradello erschrecke ich. Da spazieren doch große schwarze Schweine am Straßenrand entlang. Ich weiß nicht genau wie ich mich verhalten soll. Langsam fahre ich an ihnen vorbei, es nimmt aber kein Schwein von uns Notiz. Da liegen ein paar am Straßenrand und legen ihren Kopf auf den warmen Asphalt. Wieder zuckt keine Sau mit den Augen als ich an ihnen vorbeischleiche. Aha, die sind den Verkehr gewohnt und so drehe ich etwas mehr am Hahn und da sehe ich, keine Regungen, ich darf also fahren ohne große Gefahr. Ich werde so ein Erlebnis noch ein paarmal auf der Insel erleben.
  
Weil es immer so schön ist machen wir einen Abstecher ans Meer. Hier in Küstennähe gibt es exotische Pflanzen wie Eukalyptus und Oleander. So fahren wir über Pietrosella an den Plage d’Agosta. Hier erfahren wir auch dass es in der Nähe den Europa Camping gibt der noch geöffnet hat. Gut so, das Wetter ist herrlich und soll auch noch länger so bleiben. So suchen wir diesen Camping auf in dem wir zwei Nächte buchen. Es gibt hier auch ein Restaurant das wir gleich mal ansteuern, das Zelt kann warten. Zwei  kühle Pietra ambree, ein bernsteinfarbiges Kastanienbier, und wir sind wieder fit. 

 
Wir unternehmen einen kleinen Ausflug und fahren ein paar Meter bis zum Strand. Nach 10 Minuten sind wir in Isolella. Von hier spazieren wir barfuß am rosaroten Sandstrand entlang bis zur Spitze der Halbinsel an den Plage d‘Isolella-Arinella di l’Isulella. Und hier können wir auch in einer kleinen Bucht, die umrahmt ist von großen runden Steinen, einen Sprung ins Wasser wagen. 
 
Heute starten wir und fahren noch vor Ajaccio bei Bastelicaccia ins Landesinnere. Bald fahren wir alleine durch die schöne mediterane Macchia am Berghang des Monte Aragnasco  entlang. Es ist Oktober und so sind Gras, Farne und wilde Brombeeren schon recht vertrocknet und verdorrt neben der Straße. Aber natürlich auch noch blühender Schopf-Lavendel und letzte weiße Blüten der salbeiblättrigen, klebrigen Zistrose. Bald wird es jedoch kultivierter mit Kastanienbäumen die teilweise schon abgeerntet sind, Steineichen und auch vereinzelt rosa blühende Erdbeerbäume. Aus dieser Frucht wird in Korsika ein Likör hergestellt.
 
Auf einer schönen recht schnell zu fahrenden malerischen Bergstraße, die D81, fahren wir über den Col de San Bastiano und von diesem hinunter zum Golf de Sagone. Nun fahren wir auf der Küstenstraße 35 km bis Cargese. Viele Buchten, schöne kleine Dörfer wie Sagone, auch vereinzelte Genuesertürme jeweils rechts der Straße auf Anhöhen und einen wunderschönen weiten Blick über die Bucht und das Meer, lassen uns immer wieder stehen bleiben um zu genießen und vieles auf Bildern zu speichern. 

 
Im Bereich der drei Zuflüsse Liscia, Liamone und Sagone ist die Landschaft etwas ganz anderes. Hier bilden weite Schilfebenen mit vereinzelten. Eukalyptus Baumgruppen eine Art Sumpflandschaft. Eukalyptus wurde auf Korsika gepflanzt, um solche Sumpfgebiete zu trocknen um dadurch die Verbreitung von Malaria-Mücken einzudämmen.

 
An dem äußersten Zipfel des Golfes, in Cargese machen wir jetzt einen Stopp bevor wir die Küste verlassen. Es gibt hier einen sehr berühmten Genueserturm, den wir uns anschauen wollen. Von weitem thront dieser „Turm von Turghiu“ auf einer 330 m hohen Erhebung aus rosafarbenem Porphyr. Aber der Fußweg da hinauf ist uns zu weit. Um dorthin zu gelangen, ist ein 3,5-stündiger Fußmarsch hin und zurück erforderlich. So kehren wir lieber in einem  kleinen Restaurant oberhalb des Hafens mit einem atemberaubenden Meerblick zu. Hier genießen wir einen traditionellen Käsekuchen, einen Fiadone und dazu ein Glas guten korsischen Rotwein.
 
Der Tag ist ja wunderschön zum Motorrad fahren so sind wir bald wieder auf Achse auf der D81. Eine malerische Route führt uns über den Col de Torraccia in sehr felsiges Gelände. Wir stehen wir auf einem Ausweichplatz und schauen in eine tiefe Schlucht. Da steht ein Korse am Abgrund und redet so vor sich hin. Wir wissen natürlich nicht was er da in den Wald hinunter spricht. Bis zwei Hunde hechelnd heraufkommen. Da sehen wir dass diese Hunde am Halsband einen Lautsprecher befestigt haben über die sie von ihrem Hirten Befehle erhalten um die Ziegen die da unten sind dahin zu dirigieren wo er sie haben will. 

 
Vom Col de Lava geht es links und rechts, die Tafoni-Felsen mit ihren typischen Verwitterungsformen mit ihren bizarren, höhlenartigen Felsformationen die an Bienenwaben erinnern und oft Namen wie „Hundekopf“ oder „Schildkröte“ erhalten haben, hinunter nach Piana. 

 
Diese kurvenreiche Straße mitten in den phantastischen Calanches de Piana mit ihren bizarren rötlichen Granitfelsen, fahre ich vorsichtig, weil es so viel zu schauen gibt, hinunter bis zum Golf von Porto. Da entdecke ich eine freie Ausweiche. Ich bleibe stehen um ein Foto mitzunehmen. Zufällig sehe ich genau gegenüber das „Herz von Korsika“. Das ist ein Felsdurchbruch ganz oben in den gelbroten Granit Felsen, ein großes Loch, hinten der blaue Himmel, in Herzform. Später in Hafennähe angekommen, sind wir wieder fast auf Meeresniveau. An landschaftlicher Schönheit war dies das bisherige Highlight hier auf der Insel. Gehört diese Felslandschaft doch zum UNESCO - Weltkulturerbe. 

 
In Porto finden wir den Camping Marina de Porto der direkt an der Durchgangsstraße D81 liegt. Es ist ein Camping der an einem steilen Hang auf Terrassen angelegt ist. Höher oben in einer kleinen Nische finden wir unter Pinien einen lauschigen Platz mit etwas Übersicht über die Hafeneinfahrt. Gegen Abend fahren wir zum Fährhafen hinunter und genießen an einer Hafenbar bei einem Sundowner einen phantastischen Überblick über den Golf von Porto und einen wunderschönen Sonnenuntergang.

 
Heute fahren wir ab Porto auf der D84 ins Landesinnere nach Corte. Auf dieser, auch mit Kurven nicht  zu überbietenden schönen Straße, fahren wir zuerst durch Eukalyptuswälder dann durch den Foret d‘Aitone über den Col Vergio. Im Foret de Valdu-Niellu fahren wir durch Schwarzkieferwälder dem urigen Bach Gola entlang der hier entspringt, bis zum Lac de Calacuccia. Hier wuchert spanischer Wacholder, Myrthe, Heidekraut und viele vertrocknete Disteln. Nach einem Kaffee in einer Hafenbar in Calacuccia, geht es durch das wilde Flusstal durch die vom Golo tief gegrabenen Schluchten hinunter. Meine Bremsen müssen hier ihr Soll vollends erfüllen und das tun sie auch. Da bin ich schon froh über das bestens funktionierende integrale Bremsensystem unserer Guzzi.

 
Bei Pont de Castirla verlassen wir das Flusstal und fahren durch das Korsische Gebirge rechts hinauf zur  Hochebene von Corte, zur geheimen Hauptstadt von Korsika. Mit den Campingplätzen ist es ein bisschen schwierig. Aber wir finden einen sehr naturbelassenen „Camping Saint Pancrace“ etwas versteckt außerhalb von Corte. Wir benötigen ja keinen Strom und so platzieren wir uns unter Steineichen wo wir auch unsere Hängematten direkt neben dem Zelt befestigen können. Perfekt!

 
Dann bereitet Ulli auf unserem kleinen Campinggas Kartuschenkocher ein Steinpilzsüppchen zu. Ich stelle unseren Campingtisch und die Dreibeinhocker unter die Steineiche und serviere frisches Brot, Saucisson Corse à la Myrte, einen Brin du Maquis Schafskäse mit Kräuterkruste und einen  Rotwein aus einem Tetrapack. Wir sind also bestens verpflegt und haben uns danach ein Nickerchen verdient. Herrlich! 
 
Heute besuchen wir Corte. Wir zeigen uns natürlich von unserer besten Seite und fahren mit unseren Grünen Mamba vor. Im Zentrum der Altstadt finden wir einen Parkplatz am Place Paoli. Von da an steigen wir die Rue Scoliscia hinauf zur Place Gaffori. Hier steht schon mal das zweite Standbild des Grand General. Dann geht es wieder zurück und den nächsten schmalen Weg hinauf. Es geht gerade hinauf über Stufen zum Belvedere. Hier ist ein Aussichtspunkt auf einer Felsspitze. Wir verschnaufen und genießen die Aussicht auf die alte Citadelle und weit übers Land bevor wir den gleichen Weg wieder zurück gehen. Diese Stiege ist sehr belebt. So sind die kleinen Restaurants auf kleinen Plattformen neben der Stiege so ziemlich gefüllt. Aber wir erwarten es und bekommen dann einen kleinen runden Steintisch. Den geben wir nun nicht mehr so schnell wieder frei. Wir sind etwa auf halber Höhe und können unser Motorrad unten auf dem Parkplatz an der Straße im Auge behalten.  

 
Eine Flasche frisches Quellwasser steht am Tisch und den Wein dazu bestellen wir zusammen mit Pizza Margherita Bufala tipo Napoli. Alles ist bestens, von hier beobachten wir über zwei Stunden das quirlige Treiben. Nun starten wir, fast mitten in einer Menschentraube die alle Fotos mit uns und unserer Maschine schießen wollen, und fahren zur sightseeing Tour durch Corte. Die Stadt ist ja nicht groß mit etwa 8000 EW. So entdecken wir auch bald die Bar de la Haute Ville mit ein paar Tischchen an der Straße. So stelle ich das Motorrad zu unserem Tisch was die Wirtin freut. Klar das ist Werbung! Wir bestellen zwei Paolina Ambree pression. 

 
Hier informieren wir uns auch in Google über diese Stadt:

Die Kämpfe des Mittelalters sowie die Kriege um die Unabhängigkeit haben ihre Spuren im Ort hinterlassen. Heute ist Corte mit seiner malerischen Altstadt ein touristischer Höhepunkt auf der Insel und hat besonders im oberen Teil seinen ursprünglichen Charakter erhalten, mit seinen engen, steilen Gässchen zwischen den schiefergedeckten Häusern. 

 

Ulli entdeckt ein kleines Plakat in einem Fenster neben der Bar was sie beunruhigt, es zeugt nämlich von korsischen Patrioten mit Pistole und Schwert. Ich zeige ihr mein Muskelspiel und schon ist sie beruhigt.

 
Heute am Freitag legt im Hafen von Bastia eine Fähre um 21.15 Uhr ab mit der wir über das Ligurische Meer über Nacht in einer Kabine nach Genua übersetzen werden. So kommen wir ausgeruht um ca. 7 Uhr an und können dann noch den ganzen Tag ins Piemont verplanen. Es sind bis zum Hafen nur 70 km und wir müssen um 20.0 Uhr am Fährterminal sein um die reservierten  Tickets abzuholen. Also können wir heute noch den ganzen Tag hier in Corte verbringen. 
Pünktlich um 20.0 Uhr stehen wir im Hafenterminal und holen unsere Tickets ab. 

Endstadtion: von Korsika ins Piemont

Die nächtliche Überfahrt ist sehr ruhig. Und als wir am Morgen um 7.30 Uhr ausgeruht vom Terminal in Genua hinausfahren denken wir an einen wunderschönen Trip zurück. Wir haben noch eine ganze Woche vor uns die wir durch das Piemont verfahren werden. 

 
Zuerst entfliehen wir auf der Autobahn der stark verbauten Küste um Genua in westlicher Richtung nach Voltri und hier in Richtung Alessandria. Nach wenigen Kilometern fahren wir jedoch ab über Passo d.Turchino und den Passo del Faiallo nach Urbe, noch im appeninischen Ligurien. Hier legen wir die erste Pause ein bevor es weitergeht nach Sassello und hier in Richtung Norden bis Acqui Therme. Hier suchen wir einen Camping was im Oktober im Piemont nicht einfach ist. So entdecken wir auf unseren Camping-Apps erst kurz vor Asti den Camping Internatiponal Le Fonti der bis zum 02. November geöffnet ist. Es sind noch 30 km bis dahin, also nicht weit bis Agliano. Die Temperaturen in der Nacht sind hier schon recht heruntergefahren so fragen wir für drei Nächte in einem Bungalow nach. Oh fein das ist möglich. So beziehen wir unsere erste Unterkunft auf einem Camping dieser tollen Motorradreise durch Italien.

 
Da ist doch der Oktober im Piemont genau richtig. Heute Abend sitzen wir im Campingrestaurant und essen eine feine Pizza. Dann sind wir die gewärmten vier Wände im Bungalow überhaupt nicht gewohnt. Wir sitzen noch lange vor der Hütte bei einem Glas Rotwein, ich schmauchle an der Pfeife. Dabei lassen  wir einiges von unserer Fahrt Revue passieren. Stolz sind wir auf unsere Grüne Mamba die uns treu auf diesen ca. 4500 km problemlos getragen hat.

 
Nun genießen wir aber noch unsere letzten Tage bei schönen Fahrten in den farbigen Weinbergen um Asti.