Der Herbst des Lebens zieht ins Land, und die Tage werden kürzer, die Schatten länger. So ist es hoch an der Zeit, sich einmal mehr auf den Weg zu machen, Menschen zu treffen und über Wunder zu staunen, die da draußen auf den warten, der sie sehen mag. Auf unserer Reise zu uns selbst besuchen wir heute ein verwunschenes Schloss an der Donau, des Jungführers erstes Hauptquartier und das sicherste AKW der Welt. Dazwischen absolvieren wir noch einen Staatsbesuch und kaufen uns eine Naturmatratze.
Moto Guzzi V85TT on Tour
Österreich für Fortgeschrittene
von Gernot & Lisi Stadler
Montag – Müde bin ich geworden, reizbar und vergesslich – Dienstag – Nachdenken über das Leben, ein paar Dinge ins Lot bringen – Mittwoch – ich kündige mich selbst, verkaufe meinen Firmenanteil, die Guzzi California 2 samt ihrer rostenden Schwester – Und dann ab Donnerstag – Warten. Tag für Tag, Woche für Woche. Und eines Tages stehen sie plötzlich vor mir: Lisi, meine Göttin im schwarzen Leder von Detlef zusammen mit der roten Göttin aus Mandello mit ihrem gelben, schwedischen Schuh und dem klingenden Namen „Tutto Terreno”.
Dazu zwei Alukoffer voll mit Krempel, den man so braucht. Yusuf Islam singt „Morning has broken”, ich singe „I'm from Austria” und so fahren wir dann einfach mal los.
Tag 1: Feldkirch – Altenmarkt
Die Guzzi bollert in den erwachenden Tag, die Frau ist ruhig und das Wetter ist schön. Nur langsam gewöhne ich mich an das Übergewicht unter Volllast – gestern habe ich noch das Öhlins Federbein auf all die 200 kg vorgespannt, die sich jetzt auf der roten Göttin räkeln. Inklusive Gepäck ...
Auf der Autobahn Richtung Arlberg freue ich mich über den Spoiler auf der Tourenscheibe, der die Turbulenzen so schön eliminiert. Die Guzzi V85TT fährt sich auch mit Übergepäck stabil, und so tuckern wir gemütlich zum ersten Cappuccino des Tages auf die Arlberg-Passhöhe. Es ist zwar Donnerstag und kaum Verkehr, dennoch stehen wir in St. Anton im Stau – der komplette Berg wird neu asphaltiert, und das beginnt ausgerechnet heute.
Während wir uns dann als Maulwürfe durch Tirol’s tausend Tunnel graben, entdecke ich zufällig den Tempomaten am linken Griff und spiele damit zunehmend begeistert rum – Level 1 der Warmduscherei – ich hätte nicht gedacht, dass Kuscheln mit Elektronik so Spaß machen kann.
Ab Innsbruck wird’s zäh wie immer, die monotone LKW-Schlange vom Brenner Richtung Kufstein nervt gewaltig. In St. Johann verlassen wir endlich die Autobahn. Mittagessen beim Tirol-Grill mit fantastischem Preis-Leistungsverhältnis – bald werden wir die maximale Zuladung von 219 kg überschreiten, wenn wir so weiter machen.
Auf der Bundesstraße von Fieberbrunn über Hochfilzen nach Saalfelden schlägt das Biker-Herz schnell und schneller: geniales cruisen ganz ohne Verkehr, was hier sehr, sehr selten ist. Und der Puls steigt auf der Hochkönigstraße von Maria Alm über den Filzensattel – das gelbe Federbein zeigt erstmals seine Qualitäten. Am Ende von Bischofshofen biegen wir dann rechts ab auf die Katschbergstraße in Richtung Altenmarkt.
Nach 350 km in 5:39 h haben wir uns das erste Bier des Tages verdient: im Restaurant des MoHo Laudersbach, das wir von früher kennen und deshalb schätzen. Der Hotel-Chef ist aktiver Biker und kann zahlreiche Routen in der Umgebung empfehlen. Und meine Chefin Lisi spendet mir wegen der Fahrerei ein Kompliment und der roten Göttin aus Mandello ein zweites.
Zwischen Hochfilzen, am Fuß des Hochkönigs und Saalfelden am Steinernen Meer: schönes Wetter, leere Straßen und „a schwere Maschin´...”
Tag 2: Altenmarkt – Mattighofen – Braunau – Aschach / Donau
Erster Morgennebel des Jahres kündet vom nahenden Herbst, das Frühstück ist perfekt, und wir tuckern bei gnadenloser Frische los in Richtung Mühlviertel (OÖ). Die ersten Kilometer fahren wir nochmals durchs fahrerisch attraktive Fritztal Richtung B’hofen, biegen dann nach Norden ab und guzzeln entlang der Salzach gemütlich an Burg Hohenwerden vorbei und über den Pass Lueg nach Hallein. Salzburg umfahren wir großräumig über den Waller- und Mattsee.
Lisi, die rote Göttin und ich machen uns bereit für den Staatsbesuch bei KTM in Mattighofen.
Die Königs-Allee beginnt schon 10 km vor dem Palast: eine Fertigungshalle nach der anderen säumt den Weg. Alle neu, alle groß, alle mit gut besuchten Parkplätzen. Und mitten im Zentrum von Mattighofen dann die Kathedrale eines beispiellosen Aufstiegs – die Kronreif-Trunkenpolz-Motohall (KTM). Wir parken die rote Göttin, schreiten über den luftigen Vorplatz und betreten das großzügig geförderte Heiligtum von Stefan Pierer. Der Rundgang im Museum wird ein Streifzug durch eine österreichische Erfolgsgeschichte – und gleich als erstes grüßt uns die KTM 125 Grand Tourist, 1955; ihre jüngere Schwester steht bei meinem Onkel Siegi im Keller in Vorarlberg.
Anschließend Mittagessen in der Motohall, eine MotoGP-Werksmaschine hängt so an der Wand, dass sie in die Suppe tropfen könnte. Wir beenden den Staatsbesuch und freuen uns, dass in der Zwischenzeit keiner der KTM Untertanen die Guzzi umgeschmissen hat, was von großem gegenseitigen Respekt zeugt. Denn auch wir haben keine KTM umgeschmissen, was jetzt nicht unbedingt für jede Marke gelten mag.
Der zweite Programm-Punkt entwickelt sich zum Tiefpunkt des Tages: wir stehen im Zentrum von Braunau, ein besoffener Neonazi grölt vor Jungführer´s Hauptquartier, und wir mögen hier keinen Capuccino mehr nehmen. „Braunau sehen und weiter fahren” – der geflügelte Spruch voller Weisheit gilt besonders auch in Zeichen von Corona: die Braunauer führen seit Monaten in der Kategorie „niedrigste Impfquote” Österreichs ...
Doch so wie nach dem Regen immer die Sonne kommt, folgt auf Braunau das Highlights des Tages: Schloss Aschach. Dazu queren wir das Innviertel in Richtung Osten, bis uns die Donau den Weg versperrt. Doch wo ist das Schloss? Die Scenic App auf dem iPhone führt uns in das malerische Raiffeisen Industrieviertel – 30 m hohe Silos, ein Meisterwerk an Hässlichkeit, rücksichtslos an das Ufer hingeklotzt. Weit und breit kein Schloss. Wir fahren im Schritttempo durch die Fabrikanlage, und Lisi hält so überhaupt nichts mehr von meiner Navigation. Aber just in dem Moment, als ich ihr Recht geben will, öffnet sich ein Schotterweg durchs Gebüsch – wir stehen direkt vor dem verwunschenen Schloss.
Wir haben schon recht interessante Plätze besucht, aber Schloss Aschach, 1539 erstmals erwähnt, spielt in einer eigenen Liga: der einstige Besitzer Graf Franz von Harrach war 1914 (glückloser) Bodyguard von Thronfolger Franz-Ferdinand in Sarajewo. Und der einst berühmte englische Schlossgarten zur Donau wurde Mitte der 60er aus Geldnöten verkauft und von gierigen Raiffeisen-Raubrittern zum industriellen Schandfleck umbetoniert. Der vorletzte Schlossherr musste schließlich seine Oldtimer-Sammlung verkaufen, deshalb steht jetzt die Guzzi allein in der großzügigen Reithalle, die einst als Luxus-Garage diente.
Aktuell kümmern sich zwei liebe, charismatische Damen um das Zauberschloss mit seinen fünf Gäste-Zimmern, während der Schlossherr mehr oder weniger erfolgreich seinen Pinsel schwingt. Im Preis für die Nächtigung inbegriffen ist die freie Erkundung des 2. Geschoßes, das mit Kunstschätzen und den Meisterwerken des Hausherrn opulent ausgestattet ist. Prädikat: absolut genial!
Am Abend treffen wir eine ehemalige Lehrerin aus Rankweil beim Diner in einer hervorragenden Aschacher Pizzeria, und wir unterhalten uns ungeniert im breiten Vorarlberger Dialekt, direkt am Donauufer – solche Begegnungen in der Kategorie „die Welt ist klein” sind völlig normal, wenn man an speziellen Orten eintaucht ins Leben. Als dann beim Absacker im Vestibül pünktlich zur Geisterstunde eine blumenbekränzte Schönheit durch den Säulengang trippelt, kontrolliere ich unser Türschloss besonders sorgfältig. Mit Glück überleben wir die Nacht, denn bei der Erscheinung handelt es sich nur um eine Braut, die aus einer Hochzeit Jehova´s übrig geblieben sein soll, wie wir nach unruhigem Schlaf beim Frühstück erfahren.
Das verwunschene Schloss Aschach, ein Hort der Ruhe und Fantasie, inmitten der Raiffeisen-Bausünde, in der Futtermittel hergestellt werden
Tag 3: Aschach – Mühlviertel – Wachau
Der Abschied von den beiden Schlossschwestern ist rührend – beinahe hätte ich mich als Palastgärtner auf unbestimmte Zeit verdingt. Aber das Abenteuer lockt mit Nachdruck, und so sattle ich Pferd, Frau und Gepäck und wir reiten furchtlos in den anbrechenden Tag …
Die Tuto Terrani, die Lisi und ich. Volle Kanne durch das Mühlviertel. Schmale Straßen und Sträßchen, die meisten frisch asphaltiert. Kein Verkehr. Keine Streckenposten. Keine Lichtbilder. Nur ein paar regionale LKW, und die auch volle Kanne. „Born to be wild” im Ohr, den Geruch von Kräutern in der Nase, den Geschmack von Freiheit im Herzen. Und dieses Zucken in der rechten Hand – muss ich mal untersuchen lassen.
Plötzlich, ca. 15 km, nachdem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, stranden wir in Helfenberg und werden in die Naturfabrik Ahorn inhaliert. Ehemals bedeutende Webereien und Nähereien des Mühlviertels – Stichwort Haslach – haben sich zusammen geschlossen und bieten heimische Qualitätsprodukte. Wir bleiben sparsam und kaufen deshalb nur zwei Naturmatratzen. Unsere Frage, wo zum Teufel im Mühlviertel Kokos angebaut wird, wird überhört. Im Gegenzug verneinen wir die Frage, ob wir die Matratzen gleich mitnehmen möchten, vehement. Die V85TT wiehert draußen los vor Freude.
Auf dem Weg in die Wachau streifen wir noch den Rittermarkt auf Burg Piberstein, wo wir einen Herrn Mitterlehner treffen. Der Ex-ÖVP Obmann spitznamens „Django” stand einst auf der Abschlussliste seiner Kürzlichkeit, dem jüngsten Altkanzler der Republik, der nun auch schon wieder Geschichte ist.
Beschwingt über den regionalen Matratzen-Deal stürzen wir uns südöstlich in Richtung Donau hinunter, die Guzzi, die Lisi und ich. Wir tauchen nach Linz in die Wachau ein, und was ich dort noch nie erlebt habe: zero traffic, nada, null Verkehr. Also lassen wir es fliegen, und die Guzzi klappert, und die Lisi lacht, und die Donau ist so blau, so blau, und ich schüttle sanft das ergraute Haupt vor Glück. Biker´s joy as it´s best.
Zur Abrundung des Tages, queren wir den großen Fluss bei Spitz und biegen ab ins Tullner Feld. Die Schatten werden länger, die Bauern schlafen schon, nur zwei einsame Rasenmäher drehen ihre Runden. Und dann stehen wir vor einem der Denkmäler, die jeder gute Bürger einmal im Leben besucht haben muss: Zwentendorf, Österreichs AKW außer Dienst und damit das sicherste Atomkraftwerk der Welt. Und gleich neben dem strahlenden Denkmal gelebter Intelligenz nehmen wir Platz in einem Beispiel für österreichischen, schrägen Humor: die hölzerne Original Bärndorfer Blockhütte, in Kärnten ab- und hier wieder aufgebaut als populäres Ausflugslokal für Eingeborene und konzeptionellen Gegenentwurf zum toten Betonmeiler.
Im letzten Licht des Tages werfen wir den Anker bei Pressbaum, wo einst Österreichs Kultrocker Wilfried, Ambros und Freunde logierten, sangen, tranken, lachten und manch Schabernack trieben. Wir machen selbiges bei Freunden und entschlafen frühmorgens begleitet vom Gesäusel der Nachtigallen oder waren es die Gspritzten, 30 km vor den Toren Wiens.
Zwentendorf, das sicherste Atomkraftwerk der Welt, mitten im Tullner Feld und rechts hinten: die Original Kärntner Holzhütte als Gegenentwurf zum Betonmeiler.
Tag 4: Wienerwald – Wildalpen – Gesäuse
Der frühe Vogel fängt den Hund und so donnern wir schon besonders früh durch den Wienerwald in Richtung Kalte Kuchl. Wie schon angemerkt, sind auch hier viele Straßenabschnitte völlig neu asphaltiert – irgendwann werde ich recherchieren, wieviel in Österreich während der Corona Lockdowns für Straßenarbeiten budgetiert wurde. Uns solls jedenfalls recht sein, und wir bollern genussvoll durch Wälder und Dörfer und über Hügel – ganz alleine, bei strahlendem Wetter: Wellness für die geschundene Bikerseele.
Irgendwann landen wir traditionell in der Kalten Kuchl, dem wohl bekanntesten Motorradtreff im Osten – der „Schweizer Wurstsalat” auf der Speisekarte klingt für uns ein wenig lustig, und genauso schmeckt er. Wir schweben engelsgleich weiter nach Maria Zell – Lisi wirft ordentlich Schotter in den Opferstock. Sicher ist sicher, denn wir haben noch einen „long way home”.
Eine der besonders schönen Biker-Routen führen durch die Wildalpen und das Gehäuse. Landstraße pur mit perfekten Kurvenradien und herrlichem Lichtspiel in den engen Durchstichen. Das geht Dutzende Kilometer so – vor uns eine Gruppe tschechischer BMW Artisten, die wir zu zweit zum Schwitzen bringen – das Öhlins Federbein pumpt eine Extraschicht.
Im frühen Abendlicht reiten wir in Admont ein, die Guzzi, die Lisi und ich. Hoch über des Kaisers Lieblingsort, dessen fruchtbare Lenden dort so manch unadeligen Balg entstehen ließ (ich spreche da aus Erfahrung), erklimmen wir eine Anhöhe und beziehen standesgemäß Schloss Röthelstein ob Admont. Coronabedingt wird auf die Umsatzsteuer verzichtet, und siehe da, schon wird das Schloss zum Schnäppchen mit wunderbarer Aussicht über des Kaiser´s Volk da unten.
Da es in diesem vermeintlichen Luxusschuppen unfreundlicherweise kein Abendbrot mehr für uns gibt – „Haben Sie reserviert?” – „Nein, wir haben gebucht.” – „Dann ist das Restaurant leider ausverkauft heute!”, stürzt sich der Adler aus Mandello zur abendlichen Jagd nochmals erfolgreich ins Tal.
Durch den einsamen Wienerwald in den Biker-Treff Kalte Kuchl, dann nach Mariazell und von dort durch die Wildalpen und das Gesäuse nach Schloss Röthelstein ob Admont, des Kaisers Lieblingsort mitten im Herzen Österreichs.
Tag 5: Admont – Zell am See – Krimml
Das fürstliche Frühstück im Schloss nehmen wir knapp über dem Nebel ein, der das Tal in frostiges Grau hüllt. Und erst als die Sonne den Nebel in Fetzen reisst, machen wir uns auf die Michelin-Socken.
Die landschaftlichen Höhepunkte halten sich arg in Grenzen, der Verkehr nimmt zu, je weiter wir uns Zell am See nähern. Und so haken wir Punkt um Punkt ab trinken unterwegs schlechten Kaffee und freuen uns auf das Etappenziel in Krimml.
Im Schatten der Wasserfälle beziehen wir unser Quartier beim Kirchenwirten – und was urtirolerisch klingt, entpuppt sich als holländisches Ehepaar. Käsknöpfle auf holländisch geknöpfelt und in Tirol serviert sind für einen Vorarlberger natürlich ein besonders utopisches Abenteuer – aber der Mut lohnt sich und ich überlebe dermaßen gestärkt, dass ich dauerfurzend sogar noch ein paar Kurven der Waldautobahn hinauf zu den Fällen stolpern kann. Zur Hochsaison geht’s dort vermutlich nur im stop-and-go Verkehr weiter. Als Belohnung für meinen Kraftakt kauft mir Lisi ein paar modische Hosenträger, die in einem Kiosk mitten im Wald angeboten werden – der lange Aufstieg hat mich einszwei Kilos gekostet und die Hose schlenkert neckisch um den Leib.
Todmüde fallen wir in unserer Zirbenstube um, die beim Kirchenwirt den bekannten, konstruktiven Nachteil hat: alle Viertelstunde scheppert das Geläut der Namensgeberin,
Tag 6: Gerlos – Zillertal – Arlberg
Am frühen Morgen haben wir auf dem Weg über die Gerlos wieder viel Glück mit dem Verkehr. Und so wird auch dieser Abschnitt ein kurventechnischer Leckerbissen, den die Guzzi mit Begeisterung unter die Räder nimmt. Auch heute werden wir eigentlich nie überholt, und ich fühle mich auf den Schwingen des Adlers immer wohler. Wolfgang Ambros, den ich vom weinseligen Abend in Pressbaum noch in Erinnerung halte, hat dazu ein Lied geschrieben: „Langsam wachs’ ma zamm”.
Bevor wir uns ins Zillertal hinunter stürzen, gehen wir noch auf gut tirolerisch schoppen: Schpäck, Chas und Würschtl kaufen wir im Kiosk beim Goldschaubergwerk ein und schrauben das nicht zulässige Gesamtgewicht nochmals um ein paar Kilos nach oben. Gold haben wir keines gefunden.
Nach knapp einer Woche ist es jetzt vorbei mit den menschenleeren Straßen – das Zillertal ist in diesen Tagen Lock-Down freie Zone. So spiele ich wieder mein inzwischen virtuoses Tempomatspiel, und in Innsbruck besuchen wir noch Lisi´s Vater. Auf dem Friedhof. Von Kranebitten aus nehmen wir dann die Landstraße bis nach Imst – kaum Verkehr und nur geringfügig langsamer als auf der Langweilbahn. In Imst verfahren wir uns in die Fußgängerzone, stellen genervt die Guzzi ab und trinken gemütlich Cappuccino. Keinen hat es gestört.
Die letzte Etappe der Reise über den Arlberg stimmt uns optimistisch: sämtliche Baustellen sind nun – eine Woche später – frisch asphaltiert. Wir sind aber trotzdem nicht schneller, weil in jedem Dorf gerade Almabtrieb ist. Die Hirten sind besoffen und die Kühe haben Vorfahrt, ich meine die echten, nicht die Gummikühe. Gegen Abend landen wir in der traditionellen „Werkstatt” und stoßen auf das gesunde Festmachen im Heimathafen an.
Epilog
Wir haben uns bisher unbekannte, teilweise kuriose Wahrzeichen Österreichs besucht, ein verwunschenes Paradies entdeckt, einen Staatsbesuch bei Mitbewerbern gemacht, Schweizer Wurstsalat im Wienerwald gegessen, in Kaiser´s Lustschloss genächtigt und mächtig Schpäck gebunkert. Und – wir hatten´s schon beinahe vergessen – zuhause sollten zwei nagelneue Natulatex-mit-Kokosfaser-und-Schafffell-Matratzen darauf warten, dass wir unser müdes Gebein zur vorläufig nicht letzten Ruhe betten.
Die Moto Guzzi V85TT hat sich als Reisemoped für zwei Personen überraschend gut bewährt, sagt der ehemalige California 2 Treiber: ergonomische Sitzposition für Fahrer und Sozia, Top Fahrwerk mit sehr guten Brembos, Handlichkeit auf Landstraßen, Stabilität auf Autobahnen, geringer Spritverbrauch (5,2 l), enorme Reichweite (500 km!) – lediglich ein paar Pferde mehr wären schön. Kritikpunkte: Hin und wieder muss man den Lenker wieder gerade biegen, wegen der beiden Gummilager im Riser. Und die Tankuhr nervt viel zu früh.
Infos / Link-Tipps zur Reise
Feldkirch – St. Johann – Altenmarkt
Distanz: 343 km
Fahrzeit: 4:30 h
Link-Tipp: Hotel Laudersbach
Altenmarkt – Mattighofen – Aschach
Distanz: 235 km
Fahrzeit: 4:03 h
Link-Tipp: Hotel Schloss Aschach
Aschach – Zwentendorf – Pressbaum
Distanz: 260 km
Fahrzeit: 4:28 h
Link-Tipp: Naturfabrik Ahorn
Wienerwald – Wildalpen – Gesäuse
Distanz: 204 km
Fahrzeit: 3:19 h
Link-Tipp: Hotel Schloss Röthelstein
Admont – Wagrain – Krimml
Distanz: 203 km
Fahrzeit: 3:06 h
Link-Tipp: Landgasthof Kirchenwirt
Gerlos – Zillertal – Inntal – Feldkirch
Distanz: 262 km
Fahrzeit: 5:21 h
Link-Tipp: Hochzeller Käsealm (Shop)