Keine große Reise für uns Guzzistis, aber ein schöner Ausflug!
Sächsische Schweiz
von Ulli und Horst Lampelmayer
Nein, es muss nicht immer gen Süden gehen. Wir machen unser Guzzi-Gespann T3 California BJ 1979 mit einem umgebauten EML Boot heute startklar und los geht's am 11. August mit dem Ziel, die Sächsische Schweiz in Sachsen zu besuchen. Bei schönstem Wetter starten wir in Dornbirn und preschen über den Losenpass und weiter durch den wunderschönen Bregenzerwald bis Schröcken. Schon nach wenigen Kurven ist mir klar, dass das Bagaglio richtig gelagert und festgezurrt ist. Auch Ulli spürt das, wir grinsen uns zu und ich drehe automatisch etwas mehr am Gashahn.
Auf den Spuren des Sonnenkönigs
In Schröcken besuchen wir unsere Freunde Geli und Gerhard auf einen kurzen Kaffeeplausch. Gerhard, ein klassischer Schrauber, begutachtet unser Reisegespann und findet keine losen oder gar fehlenden Schrauben. So entlässt er uns mit den besten Wünschen. Mit aufgefrischtem Elan fahren wir weiter über den Hochtannbergpass und düsen durchs Lechtal. Bei Stanzach fahren wir hinauf ins Namlostal, das wir mit unseren wenigen Dezibel befahren dürfen, es sind maximal 95 erlaubt, bis nach Berwang. Hier verbringen wir die erste Nacht in der Pension „Dahoam”.
Nach einem tollen Tiroler Frühstück geht es in aller herr-gotts-Frühe am Ufer des Plansee entlang. Noch ist nicht viel auf der Straße los, aber das wird sich sicherlich ändern. Aber hinter uns! Nach der Grenze zu Bayern kommen wir an den wilden Gebirgsbach “Ammer”. Entlang dieser verwunschenen, geschützten Flusslandschaft unterhalb von den mächtigen Bergen mit den Gipfeln der Geierköpfe (2161) und der Kreuzspitze (2148) fahren wir über den Ammersattel durch das sehr schöne Gradwangtal in Richtung Oberammergau. Es ist jetzt 10 Uhr und noch immer sehr wenig Verkehr. Die Weite dieses Tales mit seinen hoch aufsteigenden Fichtenwäldern lassen erahnen, weshalb sich der Märchenkönig Ludwig der 2. hier so wohl fühlte. Erst als wir bei Ettal auf die Deutsche Alpenstrasse stoßen, nimmt der Verkehr zu und ich muss meine Fahrweise etwas anpassen. Na ja, mit einem Gespann brauche ich fast soviel Platz wie ein PKW. Ab Übernach ist die Straße, dem Walchensee entlang, mautpflichtig bis Jachenau. Jetzt geht es wieder zügiger weiter durch das Jauchenautal bis Fleck. Ab hier gehört die Straße die nächsten 30 Kilometer bis Bad Tölz wieder uns.
Das Bollern unseres Reisevogels ist weit hin zu hören und so stehen immer wieder Leute am Gartenzaun und heben den Daumen. In Bad Tölz ist es natürlich ein bisschen enger. Aber nicht lange und wir finden einen schattigen Gastgarten für einen Kaffee und ein leckeres Eis. Wir sind zeitlich gut dran, und so fahren wir die letzten 50 km etwas querfeldein über Bad Feilnbach bis Schechen zum Camping am Erlensee. Hier haben wir zum Glück voravisiert, so bekommen wir ein schönes Plätzchen unter einem Apfelbaum direkt am Seeufer.
Zuerst wird jetzt das Camp eingerichtet, was ja mit unserer Routine recht schnell geht. Nach 15 Minuten planschen und schwimmen wir schon im sauberen, frischen See. Dann ist es Zeit für ein kühles Blondes. Dafür fahren wir ins nahe Dorf zum Wirten und da bekommen wir noch einen großen Wurstsalat dazu. In der Nacht fegt ein kräftiges Gewitter mit Sturmböen über uns hinweg und schüttelt die meisten Äpfel über unser Zelt. Aber alles geht gut, das Motorrad habe ich wohl ahnend nicht unter dem Baum platziert.
Regen im Bayrischen Wald
Heute starten wir wieder in einen schönen, wolkenfreien Tag. Das Zelt bleibt stehen. Wir machen uns auf zu einer Landpartie durch das umliegende Oberbayern. Wir cruisen entlang schon fast reifer Maisfelder, durch gepflegte Tannenwälder und immer wieder links oder rechts an kleinen Weihern vorbei. Es geht übers Land bis Grafing bei München und weiter nach Wasserburg am Inn. Unsere “Grüne Mamba” liegt auch ohne Gepäck sehr gut auf der Straße. Ich weiß nicht, ob sie sich mir oder ich mich ihr anpasse. Auf jeden Fall ist der Fahrspaß für uns Drei enorm, wir können fliegen, was ja für einen Guzzi Spass nichts Abnormales ist. Dem Inn entlang geht es wieder zurück nach Schechen.
Unsere Reise geht weiter und so fahren wir auf einer schnelleren, aber auch verkehrsintensiven Straße an München vorbei, über Landshut und Pfaffenberg bis Roding am Regen im Bayerischen Wald. In den Parkanlagen des Städtchens finden wir einen schönen, sehr großen, recht ruhigen Platz zum Campen. Der Platzwart Rudi von der Gemeinde begrüßt uns und zeigt auch gleich mit Stolz seine sauberen Sanitäranlagen! Und endlich finde ich neben dem Zelt die Möglichkeit, meine Hängematte zu spannen.
Bald schnarche ich und vertreibe damit alles mögliche Getier, das sich uns nähern sollte. Ulli bereitet derweil auf unserem Camping-Gaskocher das verspätete Mittagessen zu. Es gibt eine Pilzsuppe und Tortellini mit grünem Salat, den wir genießen. Nach dem Abwasch, den ich meistens erledige, wegen Arbeitsteilung oder so, mache ich mich an das Tagebuch schreiben. Eine Flasche Rotwein daneben hilft mir bei Gedankensprüngen und später beim Kartenspiel in einen gemütlichen Abend. Wieder bleiben wir zwei Nächte. So haben wir einen Tag zur Besichtigung der Stadt, heute mal zu Fuß.
Eingelegter Hermelin und böhmische Knödel
Es ist der 15. August und erstmals ist der Morgen im Zelt schon kalt. Aber der Frühsport wärmt dann wieder und um 9 Uhr sitzen wir in der Sonne mit heißem Kaffee bei einem ausgiebigen Camp-Frühstück. Ist das doch herrlich! Wir campen ganz nahe am Fluss Regen, der natürlich zum Baden einlädt. Das nutzen wir auch, es ist nämlich ein heißer Tag. Am späten Nachmittag erkunden wir die nahe Stadt. Wir finden auch einen schattigen Gastgarten, und hier bekomme ich auch meine ersehnte Schweinshaxe.
Heute fahren wir über die Grenze nach Tschechien. Kurz nach Furth im Wald passieren wir die Grenze und fahren über Stribo und Podborany bis Kadan in der Aussiger Region. Die Straßen, die wir befahren, sind durchwegs neu asphaltiert. Es ist sehr wenig Verkehr und so kommen wir zügig voran. In Zlutice, einer kleinen Stadt, machen wir Pause. Wie öfter probiere ich im Ausland etwas, das ich nicht kenne. So bestelle ich einen „eingelegten Hermelin mit Brot “. Das sich dann als „eingelegter Camembert mit Brot” entpuppt.
Hier in Tschechien fahren wir mit besonderer Vorsicht, denn die Verkehrskontrollen sollen rigoros und die Strafen saftig sein. Aber wir lassen uns den Spaß nicht verderben, als wir nun durch das schöne, leicht gebirgige Ĉeskoleská, das gehört zum Gebiet Oberpfälzer Wald, fahren. In Kadan beziehen wir aus Ermangelung eines Campingplatzes eine Pension. In einem nahen Gasthof stillen wir unseren Bärenhunger: Ich mit einem Schweinsbraten mit Sauerkraut und zwei riesigen böhmischen Knödeln und Ulli begnügt sich mit einem Schwarzbier Gulasch.
Landeanflug auf die Sächsische Schweiz
Gut ausgeschlafen, wieder einmal auf einer Matratze, starten wir erst um 10 Uhr mit Blick und der Nase nach unserem nächsten Ziel gerichtet. Es liegt in der Sächsischen Schweiz im Osterzgebirge in Königstein an der Elbe.
Bei Jirkov geht es ab in den tschechischen Teil des Erzgebirges. Eine schön neu asphaltierte Straße bringt uns in die Nähe der Deutschen Grenze. Dieser geht es nun entlang bis Petrovice. Hier queren wir die Grenze und sind nun in Sachsen.
Ab Bahratal sind wir in einem kleinen Tal und folgen hier sehr beschwingt dem Bach entlang bis Bielatal. Hier finden wir auch ohne Umschweife unsere gebuchte Unterkunft bei Peter und Michaela Mutze. Peter ist sehr informativ. Er gibt uns beste Tipps, wo wir auch kulturell typische Gegenden finden. So sitzen wir schon am ersten Abend über der Straßenkarte und planen für die nächsten Tage ein paar Ausflüge.
Wir starten am Vormittag und fahren zuerst der Elbe entlang bis zum Kneippkurort Bad Schandau. Nach ein paar ersten Erkundungs-Kurven durch den Ort fahren wir wieder zurück über die Elbe. Bei Krippen fahren wir den Berg hinauf in das „Gebiet der Steine” Wir sind ja im Elb-Sandstein-Gebirge. Die Bergstraße führt uns nach Papstdorf, zum Kurort Gohrisch und nach Pfaffendorf. Hier hat ja fast jeder Fels, der über die Baumwipfel ragt, seinen Namen.
So sehen wir in diesem Miniaturgebirge zwischen hügeligen Wiesen und Wäldern den kleinen und großen Zschirnstein und das Pfaffenstein Massiv. Ein Felskonglomerat aus einigen windschiefen Sandstein-Felsspitzen mit einer, nahe der Straße, über 40 m senkrecht aufragenden Felsnadel, der Barbarine, ein Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz.
Vor Bielatal ragt der Reichsstein hervor. Wir besteigen jedoch keinen dieser beliebten Kletterfelsen. So bleiben wir auf der Straße und fahren recht langsam in Lauerstimmung quasi von Stein zu Stein. In Brausenstein entdecken wir ein für mich vorerst undefinierbares Steinmauerwerk, das sich als historischer Hochofen am Waldrand entpuppt. Bei Bielatal fahren wir in eine Sackgasse, in ein kleines märchenhaftes Tal. Da stehen wir vor ein paar mächtigen Steinsäulen, den Herkulessäulen, die sehr beeindruckend wirken.
Am Ende des Tales kehren wir in der Ottomühle zu und rätseln bei einem Glas Wein über die Steinsäulen, die da im Wald, die meisten sind etwas höher als die Fichten, vereinzelt herumstehen. Bald verlassen wir diesen mystischen Ort und preschen in Richtung Dresden bis Pirna. Da erwischt mich so ein Blitzer. Ho ho ho! Glück gehabt, vorne habe ich kein Nummernschild.
In der Nähe der Schiffsanlegestelle finden wir in einem Gastgarten bei einem guten Bier, genug Muße um unseren weiteren Fahrplan zu überdenken, bevor wir zur Rückfahrt starten.
Megastau auf der Basteibrücke
Wir haben den Plan geändert und so starten wir heute unseren Ausflug in das “Basteigebiet”. Nach dem Frühstück geht es in Richtung Schandau und dort in einem großen Bogen über Lichtenhain nach Hohnstein. So finden wir von hinten die Straße zu den Parkplätzen im Naturschutzgebiet der Bastei. Die Bastei ist ein schmales Felsengebilde, 190 Meter hoch über dem rechten Ufer der Elbe.
Die Guzzi findet auf dem vordersten Parkplatz einen freien Platz, wo sie sich den vielen Touristen aus aller Welt für drei Stunden präsentieren darf. Nach 200 m Fußmarsch stehen wir auf einer Aussichtsplattform, von der aus wir weit in das Elbtal und über das Elbsandsteingebirge sehen.
Lange stehen wir an der Felsabsturzkante am Geländer und genießen den wunderschönen Ausblick, bevor wir uns inmitten der vielen Touristen auf den Weg über den Basteifelsen über viele Steinstufen zur Basteibrücke aufmachen. Auch hier hat jede Felsspitze, jede Schlucht und jede Felsnase ihren eigenen Namen. Die sandsteinerne Brücke, die sich über sieben Steinbögen spannt, hat eine Länge von 76 Metern. Nach einer guten Jause sitzen wir wieder auf unserem Gefährt und fahren über Lohmen nach Pirna an der Elbe und weiter bis Heidenau und Lauenstein zurück nach Bahratal ins Bielatal.
Von der Sächsischen in die Böhmische Schweiz
Wir sind ja auch hier, um über die Straßen das Elbsandsteingebirge zu erkunden. So nutzen wir noch einen weiteren Tag und fahren wieder in die Tschechei, in die Böhmische Schweiz. Mit guten Infos von Peter versorgt starten wir recht früh nach dem Frühstück nach Bad Schandau und stechen hier im Osterzgebirge in das schöne Kirnitzschtal. Nicht nur wir fahren dem Bach Kirnitzsch entlang. Auch eine Straßenbahn ist hier im Einsatz, von Bad Schandau bis zum Lichtenhainer Wasserfall. Wir fahren jedoch weiter bis Hinterhermsdorf. Immer rechts der Straße sprudelt der quirlige Bach und links liegt der undurchdringliche Naturpark, in dem keine Waldarbeiten durchgeführt weden dürfen. Da stehen oder liegen kreuzweise abgestorbene Bäume, ein undurchdringlicher Wald für den Menschen. Ein Park für die Natur mit ihren Tieren. Hier sollen noch Tierarten leben, die anderswo in Deutschland längst ausgestorben sind. So etwa der Uhu und der Wanderfalke. Auch ein paar Wölfe sollen sich im Osterzgebirge niedergelassen haben. Am Strassenrand stehen hier natürlich bewohnte, wunderschön erhaltene alte Umgebindehäuser im Fachwerkstil.
Jetzt sind wir eigentlich nahe an der Grenze zu Tschechien. Wir fahren jedoch noch in einem Bogen in Richtung Sebnitz und queren erst dort die offene Grenze in Richtung Vilèmov. Nun führt uns die Straße immer entlang der Grenze zum Nationalpark Böhmische Schweiz. Nach wie vor stehen im Wald 10-15 m hohe Felsnasen, wir sind also noch im Elbsandsteingebirge. Die Straßen waren bisher sehr schön zu befahren. Auch für zügiger fahrende Zwei- oder Dreiradfahrer sind es tolle Straßen. Wir lassen uns viel Zeit, genießen die vielen Kurven und den guten Asphalt. Die tollen Passstraßen haben wir ja Zuhause. Hier ist es recht hügelig und diese schöne Strecke verleitet uns, etwas schneller durch die Kurven zu ziehen. Die saftig grüne Landschaft fliegt nur so an uns vorbei.
Peter hat mich gewarnt: „In der Tschechei wird oft kontrolliert und da bist du dann alles los.” Oha! Ein bisschen runter mit dem Gas und dafür Ausschau halten nach einem ansprechenden Gasthaus. Vielleicht eine Hospeda, eine einfachere Kneipe oder ein Pivnice, eine Bierstube. Ich weiß, hier gilt 0,00 Promille! Aber ein offenes Pilsner Urquell muss es schon noch vertragen. So entdecken wir bald ein schönes Fachwerkhaus mit einer Hospeda. Sie passt uns. Holzmöbel, die Wände bespannt mit Wildschweindecken und überall stehen oder hängen alte Gerätschaften von Handwerks- oder Bauernhöfen. Eine kleine Speisekarte bringt uns die Wirtin auch. Ulli bestellt sich eine Hauslimonade und Lammkoteletts mit böhmischen Knödeln und ich bekomme einen böhmischen Rindsbraten in Wurzelrahm, natürlich ebenfalls mit Knödeln. Dazu wünsche ich mir ein Pilsner Urquell. Jetzt noch ein kleiner Nachtisch und Kaffee wir lassen doch fast 60 Euro liegen.
Mit gut gefüllten Ranzen klettere ich auf den Sattel und Ulli in ihre gemütliche Kiste. So können wir die Heimfahrt entlang des tschechischen Nationalparks antreten. Aus den offenen Hügeln wandelt sich die Landschaft in weite Wälder. Es ist wenig Verkehr und die Straßen sind nach wie vor ausgezeichnet, deshalb fahren wir wieder recht zügig. Bei Jetrichovice stechen wir in ein Tal, immer leicht bergab bis Hřensko, wo wir wieder, nach 110 km, an der Elbe ankommen.
Mobile Grenzkontrolle mit dem Guzzi Gespann
Die schönen Tage und die Abende, die ich gerne mit Peter im Garten verbringe, vergehen schnell. Wir müssen und wollen auch wieder weiterziehen.
Die erste Tagestour über 240 km fahren wir fast ausschließlich auf der tschechischen Seite so nahe wie möglich der Grenze entlang. Fast alles sind sehr kleine Straßen, wobei wir uns auch zweimal verfahren. Leider haben wir keine genaue Straßenkarte von Tschechien dabei. Dies wäre hier von großem Nutzen. Denn unser Garmin frisst nur Ortsnamen, die genau geschrieben werden müssen. Aber wir ziehen immer unbeirrt westwärts.
Über Cinovec und Klasterec geht es nach Karlovy Vary, Karlsbad. Die Stadt ist nicht sehr groß. So fahren wir auf der Hauptstraße dem Fluss Eger entlang durch die Stadt, nun bis Cheb, Eger. Hier finden wir am See Vaclav einen schönen Campingplatz. Wir bleiben zwei Nächte, da uns der See zum Baden einlädt.
Zum Schluss noch die Fränkische Schweiz
Am nächsten Tag verlassen wir die Tschechei. Jetzt geht es durch das Elstergebirge bis Schnöneck. Eine schöne Landstraße führt uns über Oelsnitz, der Talsperre Pirk entlang bis Schleinz und weiter bis Ziegenrück zum Camping Portenschmiede an der Saale im Naturpark Thüringer Schiefergebirge. Dieser Campingplatz ist sehr groß. Die Straße dahin führt durch ein enges, dicht bewaldetes Tal, das sich plötzlich lichtet, bis eine Schranke uns stoppt. Am Campingplatz angekommen finden wir einen schönen Wiesenplatz fast direkt an der Saale.
Wir sind nach der tollen Fahrt recht hungrig, aber zu faul um eine Büchse zu öffnen und den Kocher anzuwerfen. So fragen wir nach einem Restaurant. Bis zum nächsten Futterplatz müssen wir wieder ein Stück zurück fahren, denn am Camping gibt es nur Automaten mit Dosenware. Aber es lohnt sich. Nach etwa 8 Kilometer finden wir das einzige Wirtshaus weit und breit. Hier bekommen wir sogar einen Bierbraten mit Thüringer Klößen.
Heute ist Badetag in der Saale. Viele Badegäste sind nicht hier, obwohl das Wasser klar und angenehm, fast lauwarm ist. Aber viele der Camper kommen mit ihrer Angelausrüstung und versuchen ihr Petri-Glück.
Weiter geht unsere Fahrt. So fahren wir heute auf der Thüringisch-Fränkischen Schieferstraße südwärts. Sehr viele Wohnhäuser in rustikalem ländlichem Fachwerkstil sind mit Schiefer gedeckt und auch die Fassaden sind mit grauem Schiefer angeschlagen. Oben am Giebel stehen sogenannte Andreaskreuze. Es sind aber auch viele Fachwerkhäuser zu sehen, an denen das Gebälk freigelegt und sichtig ist. Es ist also sehr augenscheinlich, wir fahren durch das Schiefergebirge.
Bei Bad Lobenstein queren wir auf einer schönen, recht zügig zu fahrenden Straße über Nordhalben bis Kronach in den Frankenwald den Naturpark Frankenwald. Hier stoßen wir auf eine Schwerverkehrsstraße, von der wir aber nach 10 km wieder abfahren können. Nach Altenkunstadt sind wir im Naturpark Fränkische Schweiz. Von Hollfeld bis Pottenstein folgen wir dem Bach Wiesent. Erst bei Obertrubach verlassen wir diesen Naturpark und queren auf einer kleinen Straße in den Veldensteiner Forst. Nach 50 km finden wir in der Nähe von Neuhaus a.d. Pegnitz, in Königstein, aus Ermangelung eines Campingplatzes ein kleines Apartment.
Auf der Suche nach etwas zum Beißen bleiben wir an einem Würstelstand stehen, der eine hiesige Spezialität, Nürnberger Bratwürste anbietet. Das sind kleine, recht dünne Rostbratwürstel in einem Schafsdarm. Ulli nimmt drei in einem Weggle und ich nehme mal ein halbes Dutzend mit Sauerkraut und Röstzwiebeln.
Endstation Allgäu
Heute, recht früh, geht es auf die vorletzte Etappe. Eine tolle Bergstraße bringt uns gleich so richtig auf Touren. Erst ab Neumarkt in der Oberpfälzer, unterhalb von Nürnberg, wird die Landschaft offener. Wir bleiben auf einer kleinen, wenig befahrenen Straße bis Ellingen. Hier kommen wir wieder auf eine verkehrsreiche Hauptstraße bis Gunzenhausen, hier machen wir nach 95 km die erste Pause am Altmühlsee.
Ab hier haben wir auf der Straßenkarte eine kleine Überlandstrasse entdeckt, die uns über fast 200 km ziemlich direkt über Nördlingen durch den Augsburger Naturpark an Mindelheim vorbei bis Obergünzburg und etwas weiter zum Campingplatz Elbsee führt. Das ist für uns so übers Land ein kräftiger Tagesritt. Wir schaffen das und werden, jetzt im Allgäu, mit einem schönen Wiesencamping belohnt.
Es klappern die Räder...
Heute starten wir zu unserer letzten Etappe. Die fahren wir auf den uns bekannten Straßen durch Kempten und müssen jetzt auf einer übervollen Hauptstraße bis Immenstadt in einer Kolonne fahren. Ab hier wird es etwas angenehmer dem Alpsee entlang bis nach Oberstaufen. Es sind noch ca 30 km über Hittisau und Egg über den Losenpass, das Bödele, bis Dornbirn. Ulli sagt mir schon seit einigen Kilometern dass da irgendetwas am Seitenrad tscheppert. Aber gut daheim nach 2.800 km angekommen, entdecke ich nach dem abpacken der braven Mamba, dass sich Radschrauben gelöst haben. Ho ho! Gut gegangen, nun kommen Schraubensicherungen zum Einsatz. Darf ich doch mein bestes Stück nicht verlieren. Nun freut sich auch Ulli wieder auf die nächste Tour.