Wiener Glut

Moto Guzzi Horvath California

von Elmar Blaas

Es begann alles mit dem Artikel „Wiener Glut” in der Zeitschrift „Das Motorrad 10/1082” – aus dem Nichts betrat der begnadete Wiener Guzzi-Tuner Peter Horvath die internationale Rennsportbühne und sollte 35 Jahre lang die legendären Horvath-Guzzis bauen, die den japanischen Vierzylindern dank ihres irren Drehmoments um die Ohren fuhren. Eine zivile Ausgabe einer Horvath-Guzzi landete unerkannt als California II eines Tages in Vorarlberg …
 
Seit 1983 war ich  auf der Suche nach einem Motorrad mit Charakter, 2 Zylindern, gutem Fahrwerk und guten Bremsen. Nach längerer Suche bin ich 1985 bei einer weißen Le Mans III gelandet. Da ich vorher diverse Chopper japanischer Herkunft gefahren bin, war mein erstes Erlebnis etwas gewöhnungsbedürftig mit der sportlichen Haltung. Nach Kennenlernen von einem ½ Jahr sind wir dann Freunde geworden. Im Jahr darauf verpasste ich der Le Mans einen neuen Anstrich in Ferrari Rot.
 
Mein Bruder überzeugte sich bei einer Probefahrt von  Guzzi Qualitäten. Begeistert war er gleich von den Motoreigenschaften, worauf er dann 1987 eine California II gekauft hat. Leider habe ich die Le Mans nach  5 Jahre verkauft, aber das Guzzi Fieber hat mich nie wieder los gelassen, und so habe die Sehnsucht bei einigen Touren mit  der California II von meinen Bruder ausleben können.
 
Nach einer längerer Guzzi Abstinenz, bin ich 2017 auf die California II gestoßen, die vom der Wiener Guzzi-Legende Peter Horvath persönlich umgebaut worden war. Begeistert hatten mich von Anfang an der Motor und das Getriebe mit der hervorragenden Abstimmung. Dass die California ein reges Vorleben mit 6 Vorbesitzern hatte, war mir nur zum Teil bekannt. Leider hatten einige Vorbesitzer eine rege Bastelleidenschaft, ohne sich bewusst zu sein, was Peter Horvath da erschaffen hatte. 
 
Der letzte Vorbesitzer hat die California nach einem Stillstand von ca.10 Jahren bei Hohenfellner in Schruns Instand setzen lassen. Nach einem Telefonat mit Peter Horvath konnte ich näheres von der California II erfahren. Er legte gleich mit der Aussage los…. „Wos  wüüst do mochen, der Franz und seine Gattin haben jeweils 100kg auf die Waage gebracht, do hamar scho einiges machen müssen, dass des Werkerl gut läuft”. 
 
Folgende Verbesserungen wurden durchgeführt: eine feingewuchtete Kurbelwelle, verlängerte Carillo Pleuel, spezielle Kolben, Stirnräder und eine Nockenwelle mit optimierten Steuerzeiten, die Schwungmasse wurde erleichtert, das Getriebe wurde ausdistanziert, und zuletzt wurden die Federgabel umgebaut. Als letztes ist mir der Gedanke gewachsen, dass die neu erweckte California auch einen Namen braucht: eingefallen ist mir dann mein Papa, der auch spezielle Eigenschaften und Vorlieben hatte. Und so heißt meine Horvath-Cali heute Guiseppe.
  
Ich freue mich eine Guzzi zu bewegen, die von Peter Horvath mit viel Herzblut umgebaut worden ist und dem Begriff Wiener Glut alle Ehre macht.

Technische Daten

Moto Horvath Guzzi California 2


Baujahr: 1987
Hubraum: 949 ccm
Leistung (offiziell): 66 PS bei 6.700 U/min
Drehmoment (offiziell): 90 NM bei 3.000 U/min
V-max (offiziell): 182 km/h
Verbrauch: 6-7 l/100 km
Gewicht: 278 kg (voll getankt)

 

Impressionen / Gallery