Ich bin 61 Jahre jung, arbeite seit 21 Jahren bei Leica in Heerbrugg in der Schweiz, bis vor 3 Jahren in der IT. Ich lebe mit meiner Frau Heidi und 5 sehr eigenwilligen Katzen (Emmie, Büsi, Isi, Elija und Ludwig) in einem Haus aus dem 19. Jahrhundert in der Nähe der Altstadt von Wangen im Allgäu und hoffe, dass mein Ruhestand noch zu vielen Motorradtouren gut ist. Zu Guzzi bin ich wie die Jungfau zum Kinde gekommen:
Ich absolvierte von 1986 bis 1987 meinen Zivildienst in der Jugendherberge in Nürnberg. Mein damaliger Co-Chef in der Jugendherberge hatte sich damals eine Moto Guzzi V7 aus den 70ern organisiert, die, wie viele aus Italien importierte Guzzis in einem optisch erbärmlichen Zustand war. Meinen Vorschlag, die Kiste doch auch zu zerlegen und neu lackieren zu lassen griff er begeistert auf, nur nach dem Zerlegen war die Begeisterung wohl irgendwo anders hin gewandert.
Die Guzzi wurde nie fertiggestellt so dass ich am Ende meines Zivildienstes eine auf 40 m2 verteile Guzzi in Einzelteilen günstig erwerben konnte. Der nächste Winter war also mit der V7 verplant, was dazu geführt hat, dass meine erste lange Ausfahrt mit der Guzzi zuerst zum legendären Werner Rennen 1989 nach Hartenholm und anschliessend 3 Wochen durch Schottland geführt hat. Obwohl ich mehr Öl als Benzin nachfüllen musste, war klar, dass die Guzzi fortan Motorrad immer Nr. 1 sein würde.
In den darauffolgenden Jahren kamen so einige Motorräder wie Yamaha XS 650, eine BMW K100RS, eine Guzzi California II und letztendlich die GS die fortan als Fahr- und Reisemoped dient. Die Guzzi mutierte in der Zeit zum Gespann, anfangs mit einem Velorex Beiwagen der sich jedoch gleich als zu leicht und zu klein erwies. Ein Freund von mir fing damals an Beiwagen zu bauen, da mir als Scheunenfund mal ein EML Mini Fahrwerk in die Finger gekommen war, war dies die ideale Gelegenheit ein Beiwagenunkiat auf die Räder zu stellen, so war die Guzzi als Dreirad fast 15 Jahre mit mir unterwegs, hauptsächlich zum GMG in Mandello.
Nach einem Überschlag mit dem Gespann – ich hatte eine Rechtskurve und den Gegenverkehr überschätzt – habe ich mich entschlossen mein Gespann zu verkaufen, was nach einiger Zeit auch ganz gut über die Bühne ging, der Seitenwagen ist seither in Bremen an einer California unterwegs, die Guzzi selber ging Richtung Biberach.
Da ich immer noch mit dem Guzzi Virus infiziert war, blieb die BMW nicht lange alleine:
Aus einem Ebay Kleinanzeigen Inserat in der Nähe, entstand, als Hommage an die 70er Jahre die Orange Scrambler, 650 Kubik, etwas um die 50 PS und ein Leergewicht unter 160 kg – prima zum Kurvenräubern.
Da ich schon immer einen Galletto haben wollte, kam nach einiger Suche, ebenfalls über Ebay Kleinanzeigen der 160er Galletto aus der allerersten Serie mit dem sog. „Calimero“ Armaturenbrett in meine Garage, dieser wartet zur Zeit auf einen befreundeten Uhrmacher, der den Tacho gerade in Arbeit hat – danach soll das Hähnchen deutsche Papiere und eine Zulassung bekommen.
Nachdem in Corona Zeiten ja fast gar nichts an sozialen Events ging, habe ich mich in der Zeit auch in den Keller verzogen und gemäss dem Motto „Fuck Covid – go in your Garage and build your own Motorcycle“ angefangen aus den Resten des Orange Guzzi Projekts nochmals eine kleine Guzzi zu bauen, diesmal im Stil einer „Bobber(le)“ . Die Kleine wartet jetzt ebenfalls auf das Frühjahr und die Möglichkeit endlich vom Keller auf die Straße zu kommen.
L'idea che ha cambiato Mandello
Von der Gummikuh zur Guzzi
Und zum Schluss noch eine kleine interaktive Spielerei von Jogi – der Meister selbst nennt diese Animation den „Hampelmann” – technisch korrekter wäre es, ihn als Konstruktionsvergleich zu bezeichnen: Fass´ den Schieberegler mit der Maus an, ziehe in nach oben und lerne, wie aus der plumpen bayrischen Gummikuh ein stolzer Adler aus Mandello wird.