Moto Guzzi California 1100i Spezial

Die abgewrackte Norton

Bei Ferdl stand in einer dunklen Ecke eine gebrauchte weiße MG California 850 T3. Meine Kinnlade ist vermutlich bis auf den Werkstattboden hinunter gefallen. Alea iacta est! Aber damals im 3. Lehrjahr unbezahlbar. Die Harley übrigens auch. So wurde es dann vorerst eine völlig abgewrackte Norton 650 Baujahr 1960. Tank, Sitzbank und Kotflügel aus Polyester. Keinen Tacho, nur DZM. Keine Lima, nur eine kleine Batterie für Zündung und Licht. Fußrasten samt Schaltung und Bremse nach hinten verlegt. Wie das Wrack eine Straßen-Zulassung bekommen hat ist mir heute noch rätselhaft. Das elende Ding war im nahen Tirol bei Bergrennen im Einsatz und ist angeblich vier mal Bergmeister geworden. Der Zylinder war auch defekt. Diesen konnte ich aber günstig bei den Hohenfellners in Schruns erwerben.

Einer meiner hochbegabten Vorgänger hatte alle herausgefallenen Zoll-Schrauben mit sanfter Gewalt durch metrische ersetzt. Bravo. Der Motor schwitzte und tropfte an allen Ecken und Enden. 1979, also ein Jahr später, verkaufte ich sie nach Schaan. In Hard konnte ich eine leicht umgebaut BSA 650 Baujahr 1962 mit belüfteter Bremstrommel im Vorderrad erwerben. Damit konnte ich dann schon mal was Anfangen. Meine damalige Freundin und spätere Frau saß genau ein mal hinten drauf - NIE WIEDER - war die Ansage. Leider gibt es aus dieser Zeit nur ganz wenige und schlechte Fotos. Das Einzige was mir von der BSA blieb ist ein Einlassventil. Das ist aber eine eigene Geschichte.

25 Jahre Pause

Und dann kam wieder alles anders als geplant – Frau, Kinder, Wohnung mit nur einem Tiefgaragenplatz für das notwendige Auto und die BSA musste weg. Schade. Knappe 30 Jahre nicht mehr Motorrad gefahren. Halt, nicht ganz richtig. Nach ca. 25 Jahren hatte ich die glorreiche Idee wieder mal bei den Hohenfellners vorbeizuschauen und eine Cali 1100 für ein Wochenende auszuleihen - grandioses WE und ich konnte sogar meine Frau davon überzeugen das dies ein Motorrad für uns wäre. 

Das schwarze Luder

Erst 2009 nach einer „Zäsur” in meinem Leben stand dann eines Fest. Jetzt oder nie! Inserate angeschaut und was gefunden? Genau: meine LAURA, das schwarze Luder aus Italien. 200 Meter Probefahrt hin und zurück. Ohne Nummer auf der Bundesstraße. Meins! Gebraucht, Baujahr 2001 und gerade mal 16.000 km auf der Uhr. Ein Schnäppchen und bis heute glücklich mit der Lady, egal was Guzzi danach gebaut hat und in Zukunft bauen wird - esismawuascht - ich habe was ich brauche, und das bis ans Ende meiner Bikertage.

Das Nordkap wartet

Ich fahre hauptsächlich Tagestouren - am liebsten in kleiner Gruppe mit 2 bis 4 Motorrädern. Gerne auf versteckten Straßen die nicht jeder kennt, mit wenig Verkehr und noch weniger Infrastruktur (Ampeln, Zebrastreifen, Radarboxen, usw. ... ). Hin und wieder geht sich auch ein 2 bis 3 Tage Tour aus aber für die großen Urlaubstouren (Nordcap, Sardegna, Isle of Man, usw. ... ) hat die Zeit in den relativ wenigen Biker-Jahren auf Grund anderer Verpflichtungen und auch wegen anderer Interessen leider nicht gereicht. Wir werden sehen was die Zunkunft noch bringt.

Und dannn ist da noch Gerti

Im Jahr des Herrn - 2013 - kam dann noch die kleine grüne GERTI, geboren 1956 in der Steiermark und damals wohnhaft im nördlichen Burgenland zu uns in den Stall. Back to the Roots? Nein, nicht wirklich. Ich brauchte sie unbedingt weil ich den 1. ÖMM mitfahren wollte, bzw. schon fast musste – zumal ein guter Bekannter von mir diesen veranstaltet. Aber auch das ist eine eigene Geschichte.